Über die Zukunft des Langstreckensports – Fabio Scherer im Interview
4. November 2021
Fabio Scherers LMP2-Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans endete mit Rang 18 ernüchternd. Doch der letztjährige DTM-Fahrer aus Obwalden blickt dennoch erwartungsvoll in die Zukunft des Klassikers. Im Interview haben wir mit dem 22-Jährigen über die Entwicklung des Langstreckensports, dessen Wahrnehmung und die Chancen für junge Fahrer gesprochen.
Sportlich lief dein Einstand nicht wie erhofft, aber Le Mans befindet sich im Aufwind. Was erwartest du von der Zukunft mit den neuen Hypercars und den LMDh-Autos?
Ich kann offen sagen, dass ich auch nur da bin, weil alle in diese Richtung gehen. Als Werksmotorsport in Europa gibt es eigentlich nur noch die Langstrecke, seitdem die DTM, so wie man sie kannte, zu Ende ging. Also haben wir uns entschieden, diese Richtung einzuschlagen. Wie man sieht, machen das sehr viele Fahrer und Teams. Das Niveau in der LMP2 war unglaublich hoch und steigt wahrscheinlich nächstes Jahr noch weiter, weil alle Fahrer in die Hypercars oder LMDh wollen. Dadurch wird es schwieriger zu gewinnen, aber das macht es auch interessant. Die Frage ist natürlich, wie lange die Hersteller dann tatsächlich bleiben. Aber momentan scheint eine goldene Zeit für die Langstrecke wiederzukommen.
Worauf wird es denn in den nächsten Jahren ankommen, um einen Platz zu erhalten?
Ich habe das Gefühl, dass du für die Langstrecke eine gewisse Erfahrung und ein gewisses Alter brauchst. Schnell sein mit dem Auto kann man als junger Fahrer sicher, aber bei der Rennlänge und dem Verkehr fehlerfrei zu bleiben, das ist das Schwierige.
Wird der Langstreckensport in der Öffentlichkeit ausreichend wahrgenommen?
Man fährt mehr inkognito und ist nicht so in der Öffentlichkeit wie in der DTM. Da wurde mehr für die normale Bevölkerung berichtet. Aber die wichtigen Leute für die Karriere verfolgen die 24 Stunden von Le Mans und auch die WEC ganz genau.
Wie sieht es speziell in der Schweiz aus? Kann man da etwas mit der „Langstrecken-Weltmeisterschaft“ anfangen – auch im Vergleich zur DTM, in der du 2020 am Start standest?
Allgemein geht man davon aus, dass jeder die DTM kennt – in der französischen Schweiz kannte sie aber so gut wie niemand. Dafür verfolgen sie dort die 24 Stunden von Le Mans und die FIA WEC. In der Schweiz kommt es also schon darauf an, wo man ist und wen man fragt.
Interview: Markus Findeisen & Lukas Gajewski / Foto: Jakob Ebrey