Rotorsport: Als Kameramann im Hubschrauber
25. November 2022
Klaus-Jürgen Stuhl ist als Hubschrauber-Kameramann im Einsatz. Bei den TV-Übertragungen der DTM, des 24-Stunden-Rennens auf der Nordschleife und der Nürburgring Langstrecken-Serie ist er derjenige, der die spektakulären Aufnahmen aus der Luft einfängt. Im Interview hat er uns erklärt, wie das genau abläuft und welche technischen Voraussetzungen notwendig sind.
Zunächst braucht es natürlich einen Hubschrauber. Der steht nicht immer an der Rennstrecke, sondern muss extra eingeflogen werden. „Den Hubschrauber mieten wir. Am besten in der Nähe des Produktionsortes, damit der Anflug kurz ist und die Finanzierung leichter fällt“, erzählt Klaus-Jürgen Stuhl. „Der Hubschrauber muss in der Lage sein, die Kamera an der Nase zu tragen und braucht eine Zulassung dafür.“
Allein die Kamera liegt im mittleren fünfstelligen Preisbereich, denn durch die besonderen Anforderungen ist Hightech gefragt. Mit den TV-Bildern verglichen, fliegt der Hubschrauber über der Rennstrecke deutlich höher und deutlich unruhiger, als der Zuschauer vielleicht denkt. „Wir haben Flugsituationen, die wir einem normalen Passagier nicht zumuten würden. Die Stabilisierung der Kamera sorgt dafür, dass die Bewegung des Hubschraubers nicht ins Bild übertragen wird“, erklärt Stuhl, der mit seinem Unternehmen HD-Skycam fünf dieser Hochleistungskameras besitzt.
Arbeits- und Finanzaufwand entstehen aber nicht nur bei der Hubschrauber-Besatzung und ihrer Technik, schließlich müssen die Luftaufnahmen in die Gesamtproduktion eingebettet werden. So steigt auch der Aufwand für die Regie. Die Hubschrauber-Besatzung ist auf Informationen angewiesen, um das passende Bildmaterial zu liefern. Schon vor der Übertragung gibt es daher eine redaktionelle Besprechung. Während der Livesendung tauschen sich Stuhl und der Regisseur dauerhaft aus, wohin geflogen wird und welche Rennsituation verfolgt werden soll.
„Ich höre den Regisseur und parallel auch den Kommentator und reagiere darauf. Über einen Fußtaster kann ich auch mit der Regie sprechen“, so Stuhl weiter. Bei den Absprachen muss die Crew bedenken, dass der Hubschrauber regelmäßig landen muss, um betankt zu werden. Dabei kommt es auf gutes Timing an, denn nach Möglichkeit soll keine rennentscheidende Situation verpasst werden.
Der Aufwand ist hoch, doch die Bilder sind faszinierend und noch dazu mehr als nur eine optische Aufwertung. Durch die geringe Kameraabdeckung der Nürburgring-Nordschleife können bestimmte Rennsituationen nur durch die Hubschrauber-Kamera eingefangen werden. „Ich bin der verlängerte Arm des Regisseurs und liefere die Bilder, die die Regie, die Kommentatoren und die Zuschauer sehen möchten. Und ich brenne dafür, dass ich diese Bilder kriege“, resümiert Stuhl.
Geschrieben von Lukas Gajewski / Fotos: Gruppe C Photography